"Kleinste-Fußball-Fan-Ausstellung" steht in Tabarz
Die Wohnstube war für sein Hobby zu klein geworden. In einer Ecke hatte Marcel Wedow Bilder, Trikots und andere Gegenstände aus der deutschen Fußballgeschichte aufbewahrt. Da kam ihm der Gedanke, seine Sammlung öffentlich zu machen.
Tabarz. Entstanden ist die "Kleinste-Fußball-Fan-Ausstellung". So will er sie nennen, die Anbringung des Schildes an dem einstigen Stallgebäude hinter seinem Wohnhaus in der Lindenstraße 28 im Tabarzer Ortsteil Cabarz ist bereits von der Denkmalbehörde genehmigt worden. Im Sanierungsgebiet da kam der 40-jährige Fußballfanatiker nicht umhin, Auflagen der örtlichen Baubehörde zuerst zu erfüllen. "Vieles ist schon okay, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Ich warte nur noch auf grünes Licht, dann kann ich eröffnen", freut sich Wedow schon darauf, dass wiederzugeben, was er seit 2006 zusammengetragen hatte. Hinter jedem Foto, jedem Trikot, jedem Geschenk steckt eine Geschichte, die Marcel Wedow voller Hingabe erzählen kann. Damit lebt die Ausstellung. Man kann ihm stundenlang zuhören, und es wird nie langweilig. Einer seiner Kurgäste, er betreibt eine kleine Pension, war schonmal neugierig. Der 80-Jährige war überwältigt von der Fülle von Fakten und von der Leidenschaft, mit der Wedow dieses Hobby betreibt.
Angefangen hatte alles mit Ottmar Walter. In einem Beitrag über die Folgen seiner Verletzungen aus dem 2. Weltkrieg fand Wedow Parallelen zu sich. Zu der Zeit lag der pensionierte Fußballer gerade in der Reha-Klinik. Nach einer Knie-OP war die Wunde nicht ausreichend sterilisiert worden, er stand nach einer Blutvergiftung kurz vor der Amputation des Beines. Aber es ging alles nochmal gut.
Er nahm Kontakt zu Walter auf, besuchte ihn in Kaiserslautern, lernte die Sekretärin seines Bruders Fritz Walter kennen, die ihn aus dem Nachlass des WM-Teilnehmers 1954 mit Sachen für die Ausstellung unterstützte. "Die WM 54 hat mich in ihren Bann gezogen, so fing alles an. Ich war fasziniert, was für Größen die WM hervorbrachte", so Wedow. Da war der Herzspezialist Dr. Loogen, Adi Dassler, der den Spielern mit auswechselbaren Stollen technische Siegeshilfe gab oder Trainer Sepp Herberger, der als das Genie schlechthin die Ungarn täuschte. Wedow vereinbarte Treffen, er wollte mehr erfahren.
So besuchte er die Größen des deutschen Fußballs, sein ständiger Begleiter war das Trikot von 1954. Ob mit Breitner, Klinsmann, Tilkowski, Netzer oder Beckenbauer, die Treffen gaben ihm Einblicke in ihr Leben. Und daraus kann er erzählen. "Ich verstehe mich nicht als Autogrammjäger, sondern es ging mir um die Geschichten, die dahinterstecken". So wird der Besucher der Ausstellung in eine Welt versetzt, wo Fußball noch die Tugenden verkörperte, wie Ehre, Kameradschaft und Disziplin. Welcher Vater das seinem Sohne zeigen will, sollte ihn mitbringen. Aber auch moderne Trainingsmethoden lernte er auf seinen Reisen kennen, wie bei Bayern München.
Besonders stolz ist Marcel auf eine Anerkennung von Franz Beckenbauer, die ihm über den DFB zu teil wurde. Nicht missen möchte er die Freundschaften zu Hansi Müller (Europameister 1980), Jürgen Grabowski (Weltmeister 1974), Hans Tilkowski und Uwe Seeler (WM-Vize 66) sowie Ulf Kirsten von Bayer Leverkusen. So hängt in einer Vitrine die Hose von Müller, die er beim Revival-Spiel Deutschland-Italien vor 40 000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart trug, oder ein Grabowski-Trikot, das er in der Traditions-Elf von Uwe Seeler anhatte sowie ein Original Trainer-Trikot von Kirsten. "Das Wunder von Bern" hat er in Form von Abbruchsteinen des Westturmes des Wankdorf-Stadions, das 2001 abgerissen wurde.
Er hat mit Manfred Kaiser, den 1. DDR-Fußballer des Jahres, guten Kontakt. So gibt es in seiner Ausstellung auch Dokumente vom Spiel Wismut Karl-Marx-Stadt gegen 1. FC Kaiserslautern am 6. Oktober 1956, wo Fritz Walter das legendäre Hackentor schoss. Original-Autogramme von Fritz Walter bis Olaf Marschall gehören zu Raritäten, wie Pressebilder von Trainingseinheiten der WM 66 in England sowie Postkarten, die Uwe Seeler aus England heimschickte.
Nun hofft er, rechtzeitig zur WM-Eröffnung seine "Fan-Stube" präsentieren zu können.
Öffnungszeiten: Sonntag 10 - 13 Uhr oder nach Vereinbarung ( 036259/31523).
Hans-Jürgen Kehr / 05.06.10 Das könnte Sie auch interessieren