"Traut the Kraut"

Kategorie: 
Anekdoten

Bernhard (Bert) Trautmann

Geboren am 22.Oktober 1923

1941 wird Trautmann zum Militärdienst einberufen und meldet sich zur Luftwaffe. Er will Fallschirmjäger werden, kommt aber als Funker an die Front im westlichen Russland. Dort gerät er in Gefangenschaft. Er kann sich selbst befreien und verbringt drei weitere Jahre an der Front, bis die Briten ihn gefangen nehmen. Trautmann wird nach England gebracht und muss einige Zeit in einem Gefangenenlager verbringen. Dort wird auch Fußball gespielt. Irgendwann steht Trautmann zwischen den Pfosten und macht seine Sache tadellos.

Trautmann entscheidet sich nach Kriegsende in England zu bleiben und spielt ab 1948 beim unterklassigen St.Helen`s Town. Es ist ein Freundschaftsspiel gegen Manchester City, was sein Leben verändern sollte. Die Verantwortlichen des Traditionsvereins nehmen ihn im Sommer 1949 unter Vertrag. Tausende Fans gehen auf die Straße und protestieren. Denn der neue Torhüter ist ein "Kraut", ein verhasster Kriegsgegner. Doch Trautmann überzeugt durch Leistung und wird in England heimisch.

Am 5.Mai 1956 wird Trautmann zur Legende. Es ist das sechste Mal wo Manchester City im Finale des FA-Cups steht. Vor 100 000 Zuschauern im Wembley-Stadion,  erwischt Manchester gegen Birmingham City auch den besseren Start. Joe Hayes schoss in der 3. Minute das 1:0. Doch in der 12. Minute kann Birmingham durch den Waliser Noel Kinsey ausgleichen. Nach der Halbzeit geht Manchester City erneut mit einem Doppelschlag durch Jack Dyson (65.) und Bobby Johnstone (68.) mit 3:1 in Führung. Birmingham steckt nicht auf und stürmt das Tor von Manchester City. Trautmann hält überragend. Nach einer Flanke von links will Birminghams Mittelstürmer am Elfmeterpunkt per Kopf für Peter Murphy auflegen. Trautmann stürzt sich mit dem Kopf voran aus seinem Tor und fängt den Ball kurz vor dem Boden ab. Murphy kommt mit hohem Tempo und mit langem Bein angerauscht, knallt an der Grenze des Fünfmeterraums mit dem deutschen Torwart zusammen. Das Schienbein von Murpy trifft Trautmann in den Nacken. Der Torwart bleibt bewusstlos liegen. Riechsalz und ein nasser Schwamm in den Nacken, lassen Trautmann wieder zu sich kommen. Er wirkt orientierungslos. Zu dieser Zeit gibt es keine Auswechslungen. Trautmann hält sich immer wieder den Hals. Später erinnert er sich: "Ich musste meinen Nacken immer mit der rechten Hand stützen. Wenn ich eine Situation verfolgen wollte, musste ich mich immer mit meinem ganzen Körper drehen und dabei den Nacken festhalten."

Trautmann nimmt das Spielgeschehen nur noch verschwommen wahr und ist wie in Trance. Durch die anrennenden Spieler von Birmingham wird er ständig geprüft. Dabei schlägt er wieder hart auf den Boden und verliert erneut das Bewusstsein. Trautmann hält bis zum Schlusspfiff durch. Manchester gewinnt mit 3:1 den FA-Cup 1956. Richtig feiern kann der Torwart nicht, denn ständig hängt der Kopf nach rechts runter. Seine Schmerzen sind unerträglich, und er muss seinen Nacken stützen. Erst 3 Tage nach dem Spiel wird festgestellt, dass 5 Halswirbel ausgerenkt sind. Der Arzt kann 4 davon wieder einrenken. Der fünfte will aber nicht in die richtige Position. Trautmanns 2. Halswirbel ist diagonal gebrochen. Eigentlich hätte er gelähmt sein müssen oder sogar sterben können.

Trautmann wird 1956 in Manchester zum "Spieler des Jahres" gewählt und als erster Ausländer in England sogar zum "Fußballer des Jahres". Ein deutscher Torwart wird in England zur Legende. Bobby Charlton sagte mal über Trautmann: "Unser Trainer hat es uns verboten, bei einem Elfmeter  "Bert" in die Augen zu schaun. Dieser Torwart kann Eure Gedanken lesen!"

In der deutschen Nationalmannschaft wurde Bernd Trautmann nie berufen. Herberger lies keine Legionäre zu !

Bei seinen letzten Fußballspiel für Manchester City zersägten nach Spielende die englischen Fans das Tor. Denn zwischen diesen Pfosten stand für sie einer der weltbesten Torhüter und keiner sollte seinen Platz einnehmen.