Legenden erleben: Jürgen Heun, Albert Krebs und Peter Ducke
Porträt
Marcel Wedow hat mit der Kleinsten Fußball-Fan-Ausstellung in Tabarz seit Juni 2010 schon vielen Besuchern eine Freude gemacht. Nun begann er, auch in Gesprächsrunden, den Fußball von damals und heute in die Herzen zu tragen.
Tabarz. Entspannt sitzen die drei Thüringer Fußballgrößen beisammen. Ganz links: Jürgen Heun - einer der erfolgreichsten Torjäger in der DDR-Oberliga für Rot-Weiß Erfurt. In der Mitte: Albert Krebs - 129-facher DDR-Oberligaspieler für die Erfurter und zudem langjähriger Trainer der zweiten Mannschaft. Rechts Außen: Peter Ducke - dreifacher DDR-Meister- und Pokalsieger und DDR-Fußballer des Jahres 1971. Alle drei spielten für die DDR-Auswahl.
Nun waren sie in Tabarz zur "Kleinsten Fußball-Fan-Ausstellung" zu Gast. In einer Gesprächsrunde debattierten sie über alte Zeiten und stellten sich den Fragen des Publikums. Für die Betreiber der Fan-Ausstellung, die stets betonen, dass sie Amateure seien, war die Organisation einer Gesprächsrunde dieser Art eine Premiere.
Die Fußball-Fan-Ausstellung gibt es nun seit fast einem Jahr und freut sich immer größerer Beliebtheit. Das Faszinierende: Die Ausstellungsfläche beträgt gerade einmal 16 Quadratmeter und zieht dennoch Besucher mit einer Fußball-Zeitreise, beginnend bei der WM 1954 bis zur Gegenwart, in ihren Bann. Und auch sonst erinnert wenig an herkömmliche Ausstellungen.
Einnahmen bzw. Spenden gehen an benachteiligte Kinder oder wie jetzt an den Verein "Tabarz kreativ". Die fußballerischen Ausstellungsstücke und Raritäten kommen entweder aus privater Hand oder werden gespendet. Bestes Beispiel hierfür ist Peter Ducke. Seinen silbernen Fußballschuh, den er als Auszeichnung bei der Wahl zum DDR-Fußballer des Jahres 1971 erhielt, steht nicht etwa im Vereinsheim von Carl-Zeiss Jena, sondern befindet sich in der Fan-Ausstellung in Tabarz. Zur Gesprächsrunde konnten die knapp 50 Gäste Ducke und seine Geschichten hautnah erleben. Was war denn der unbequemste Gegner, Herr Ducke? "Die, die nur getreten haben und damit erst ab Nierenhöhe angefangen haben", erzählt er. Ducke erinnerte sich beispielsweise an ein Spiel gegen Lok Stendal. Nach dem 25. Foul an ihm fragte er den Unparteiischen: "Schiri, wann willst du endlich mal pfeifen." Die Folge: Ducke kassierte Gelb wegen Meckerns. Ducke, Krebs und Heun waren sich einig, dass der Fußball damals um einiges härter gewesen sei. Heute sei dies überhaupt nicht mehr möglich.
Wurden Spiele des BFC Dynamo bewusst manipuliert? Viele haben dazu eine klare Meinung. Interessant war es, die vom gebürtigen Günthersleber Jürgen Heun zu hören. Zugegebenermaßen sei der BFC eine Top-Mannschaft gewesen. Doch dann redete Heun Tacheles: "In Erfurt haben wir bis zur 89. Minute 3:1 geführt und in der 98. Minute das 3:3 bekommen. Wir haben nie ein Spiel in Berlin gewinnen können. Und im ersten Spiel nach der Wende haben wir dort 2:1 gewonnen."
Albert Krebs, aktueller Trainer von Wartburgstadt Eisenach, sprach darüber, was denn der Unterschied zwischen der Oberliga und der Landesklasse sei: "Als ich in Eisenach anfing, habe ich gedacht: Was ist denn hier los? Die kamen mal zum Training und mal nicht. Sie hatten keine Ahnung, was man tun muss, um erfolgreich zu sein. Doch jetzt geht es vorwärts". Einig waren sich Ducke, Heun und Krebs, was die Rivalität zwischen Rot-Weiß Erfurt und Carl-Zeiss Jena angehe. Die gebe es nämlich lediglich zwischen den Fans - zwischen Spielern habe es sie nie gegeben. Leider sei es jetzt schon manchmal wie ein Kriegsschauplatz, sagt Ducke. Übrigens, ein kleiner Junge stellte den Dreien eine ziemlich gute Frage: "Warum habt ihr euch entschieden Fußballer zu werden?" Antwort: Damals gab es nicht viel mehr - Schulranzen in die Ecke und raus. Der Tagesablauf sah bei Ducke, Heun und Krebs nahezu gleich aus - Hauptsache das runde Leder war dabei.
Sascha Richter / 14.05.11 / TA