Thüringer Allgemeine 09.06.2012

Kategorie: 
Presseberichte

 

Eröffnung der Fußballausstellung in Tabarz mit geballter Prominenz

Porträt

 

  • Bei einem Rundgang durch die Ausstellung gab es auch für die erfahrenen Fußballer - übrigens Lothar Kurbjuweit war das erste Mal in Tabarz - viel Interessantes zu sehen und zu erleben, wie Schuhe mit verschiedenen Stollen und deren Geschichte. Foto: Hans-Jürgen Kehr

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung gab es auch für die erfahrenen Fußballer - übrigens Lothar Kurbjuweit war das erste Mal in Tabarz - viel Interessantes zu sehen und zu erleben, wie Schuhe mit verschiedenen Stollen und deren Geschichte.

Foto: Hans-Jürgen Kehr

Die Fußballausstellung hat einen neuen Vitrinenraum dazubekommen. Die Fußballidole Lothar Kurbjuweit, Dieter Göpel und Eduard Geyer waren bei der Einweihung dabei.
 
Tabarz. Stärker auch die ostdeutsche Fußballgeschichte in seine Ausstellung einzubeziehen, das hat sich Marcel Wedow auf seine Fahnen geschrieben. Und so verlieh er seinem eigenen Anliegen aktuelle Praxis. Mit Lothar Kurbjuweit, Dieter Göpel und Eduard Geyer saßen am Sonntag gleich drei bekannte Fußballidole im Hof vor seiner Fußballausstellung in Tabarz, wo er eine Erweiterung mit einem Vitrinenraum feierlich eröffnete. Dem interessierten "Fußball-Sammler", der sich schon über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat und immer wieder mit Episoden von seinen Begegnungen mit den Fußballstars von gestern die Besucher fesseln kann, wollte es sich natürlich nicht nehmen, allen drei legendären DDR-Nationalspielern und langjährigen Trainern in Jena, Cottbus und Dresden ein bisschen auf den Zahn zu fühlen.
So war es zwar bitter für Lothar Kurbjuweit, gleich als erster mit der Frage nach Carl Zeiss Jena konfrontiert
zu werden. Der Ex-Nationalspieler, der beim legendären 1:0 des DDR-Teams gegen die DFB-Auswahl 1974 dabei war und viele Jahre für Jena spielte und coachte, machte aber auch keinen Hehl daraus, seine Meinung kritisch und offen zum Absteiger aus der 3. Liga kund zu tun. "Es ist auch etwas Gutes, sich von dem zu trennen, was man jahrelang mitgeschleppt hat", sieht Kurbjuweit den richtigen Zeitpunkt eines Neuanfangs, junge A-Juniorenspieler mit hochzunehmen. Was in den letzten zehn Jahren passiert ist, habe förmlich danach geschrien, abzusteigen, so der erfahrene Jena-Coach. Er wünsche sich künftig für Jena mehr Kontinuität, um wieder hoch zu kommen.

 Zum Spiel der WM 1974 angesprochen, erinnerte er sich, dass man damals völlig relaxt in das Spiel gegangen war, denn das große Ziel im Endspiel zu stehen schon erfüllt war. Und man wusste, dass die DFB-Auswahl Respekt vor den athletischen DDR-Spielern hatte. Locker und lustig aufgenommen wurde von den Gästen der Eröffnung, darunter Fußballer aus dem Kreis, Vereinschefs und Sympathisanten der Ausstellung, der Trikottausch. Persönliche Kontakte seien nicht zulässig gewesen, so hatten die DDR-Spieler in einer Kiste alle Trikots der DFB-Elf zugestellt bekommen, nachdem sie ihre geschlossen abgegeben hatten.

Rot-Weiß-Kapitän Dieter Göpel, auch WM-Teilnehmer 1974 und Olympiasieger hatte in dieser Zeit vermisst, "dass wir keine Möglichkeiten hatten, andere Spielsysteme kennenzulernen". Man habe immer nur im eigenen Saft geschmort. Göpel ist RWE treu geblieben, spielt noch in der Traditions-Elf.

 "Ede" Geyer, der nach Wedows Ansprache eigentlich den Integrationspreis verdient habe, verriet, dass er damals in Cottbus nach einem Jahr eigentlich wieder gehen wollte, denn die Jungs wollten nur so Freizeitfußball spielen. Er habe aber die vielen Ausländern aus Osteuropa zu einem erfolgreichen Team schmieden können.

 Alle drei waren von der Ausstellung fasziniert und versprachen im eigenen Umkreis dafür zu werben. Bestimmt findet sich auch noch das eine oder andere Erinnerungsstück, das dort einen liebevollen Platz bekommen wird. Wie das Trikot des ersten DDR-Spielers des Jahres, Manfred Kaiser, das Wedow als neueste Errungenschaft allen präsentierte.

 Hans-Jürgen Kehr / 09.06.12 / TA