Gastbeitrag 19.06.2020
Auch die „Fußballzeitreise“ trauert um Reporterlegende Gert Zimmermann
Bei einem kürzlichen Besuch des Bad Tabarzer Kulturamtsleiter und Museumsgründers, Marcel Wedow, schwärmte dieser noch besonders von der im Oktober vergangenen stattgefundenen sportlichen Talkrunde im „KuKuNa“ mit den Gästen Jürgen Croy und „Weltenbummler“ Bernd Stange, obwohl er bereits hier viele Prominente Personen aus Politik, Sport, Wirtschaft und Kultur begrüßen konnte. Die souveräne und völlig lockere Gesprächsleitung hatte damals der besonders in Sachsen bekannte Gert Zimmermann! Um so trauriger verbreitete sich in der letzten Woche die Nachricht, dass dieser an einer schweren Krankheit verstorben ist.
Der in Dresden 1951 geborene „Zimmi“ wollte eigentlich als Kind zuerst Polizist werden aber möglichst auch in die beruflichen Fußstapfen des berühmten DDR-Reporters, H.F. Oertel, treten, der öfters in seiner Heimat vorbeischaute und ihn dabei auch durch seine ungewöhnlichen Wortpassagen im Rundfunk begeisterte. Als umgangsfreundlicher und gern gesehener Kellner und Diskotheker in einem der bekanntesten Dresdener Hotels in unmittelbarer Bahnhofsnähe wurde allerdings auch eine allgemein unbeliebte Behörde aufmerksam, die aufgrund der vielen auch internationalen Gäste um seine „ehrenamtliche“ Mitarbeit buhlte. Da er aber auf diese verzichtete, wurde es aus dem angestrebten Wunsch vorerst nichts und begnügte sich lediglich mit interessanten Nebenbeschäftigungen als Sportredakteur einer Dresdener Zeitung sowie als Stadionsprecher der bekannten „Dynamos“. Trotzdem wurde er von mehreren Leuten ständig beobachtet, die angeblich auch feststellten, dass der Sachse oftmals die umliegenden Berge aufsuchte, um möglichst mehr aus der westlichen Richtung zu erfahren....
Erst nach der politischen Wende ging sein heimlicher Wunsch, Sportreporter zu werden, in Erfüllung. Er berichtete sogar als Chef der MDR- Sportredaktion, Radio Sachsen, häufig live sowie lautstark und sehr fachmännisch besonders die Begegnungen der 1. Bundesliga mit einheimischer Beteiligung. Sie waren stets von Kult und Humor geprägt, einfach einmalig, oftmals hörsturznah, geradlinig und legendär! Anfang der 90- ger Jahre hielt z.B. der Dresdener und gleichzeitig russischer Nationaltorhüter, Tschertschessow, gegen Leverkusen einen Elfmeter, die „Zimmi“ so kommentierte, dass „dieser nach dem Schlenzer so ruhig auf der Linie stand, wie damals Lenin auf dem Roten Platz in Moskau“.....
Auch überregional durfte er von verschiedenen Welt- oder Europameisterschaften sogar von Olympia berichten, doch besonders seine sächsischen Vereine in allen möglichen Ligen waren ihm neben seinem persönlichen Freund, Reinhard Häfner, regelrecht an`s Herz gewachsen. Doch stets legte er dabei die treffenden Worte in offene Wunden. Den erneuten Niedergang nach der bekannten schrecklichen Ära um den damaligen berüchtigten Präsident Otto, nun in die 3.Liga, blieb dem eingefleischten Kenner des Fußballs rund um Dresden durch sein Ableben allerdings erspart. Es ist aber nur ein geringer Trost......
Die Freunde der „Fußballzeitreise“ erinnern sich besonders in diesen Tagen gern an sein letztes Gastspiel in Bad Tabarz!
Hans Klemm