Uli Borowka, Buchlesung bei der Fussballzeitreise

Kategorie: 
Aktivitäten

Die Fussballzeitreise Tabarz holte am 24.05.2015 Ex-Nationalspieler Uli Borowka zu einer Buchlesung nach Thüringen.

Uli Borowka, auch als „Eisenfuß“ bekannter Abwehrspieler oder auch „die Axt“ genannt, wird zweimal der härtester Abwehrspieler in der Weltauswahl. Er absolvierte insgesamt 388 Bundesligaspiele, 80 Europapokalspiele und 6 A-Länderspiele.
Mit Werder Bremen holte Borowka zudem je zweimal die Meisterschale und den DFB-Pokal und gewann 1992 den Europapokal.

Bevor wir uns alle nach Gotha begeben, wo Uli aus seinem Buch „Volle Pulle – mein Leben als Alkoholiker und Fußballprofi“ liest, kommt er in die „heiligen“ Räume nach Tabarz.

Wir sind total gespannt. Was würde Uli wohl zu unserer Ausstellung sagen? Wie würde es ihm bei uns gefallen? Viele Fußball-Museen und Ausstellungen hat er schon besucht und gesehen. Als die Türen sich öffneten, konnten wir sofort seine Begeisterung erleben. Ich kann sprichwörtlich sagen: Uli kam.. sah.. und staunte!

Leider war sein Besuch recht kurz. Seine zeitliche Terminplanung ließ heute nicht mehr zu. Er versprach uns aber, bald mit mehr Zeit im Gepäck wieder zu kommen.

Dann ging es für uns zum „Auswärtsspiel“ nach Gotha in die The Londoner-Schlachthofbühne. Der Soundcheck lief. Die Vorbereitungen waren getroffen. Es konnte los gehen. Der Saal füllte sich und wir freuten uns ganz besonders, dass wir auch Besucher aus dem Kinderheim Tabarz und dem Versatio Kinderheim Gotha begrüßen konnten.

Das Motto des Abends war ein interessantes und topp aktuelles Thema der heutigen Zeit. Oder kann man sagen.. ein schon lange währendes Problem in Deutschland! Eine Leistungsgesellschaft in der Profit, Neid und Missgunst mehr zählen als der Mensch und ein respektvolles und ehrliches Miteinander. Das Ergebnis und die Auswirkungen dieses Leistungs- und Erwartungsdruckes sehen wir an der Gesundheit des Menschen.

Wie auch immer..

Als Uli mit dem Lesen begann, war es still. Es berührte, was er persönlich durchlebt hat, wieviel Glück er hatte, das Jupp Heynckes sein Fußballtalent entdeckte, welch steilen Aufstieg er im Profisport errang, wie leichtsinnig er aber mit seinem Leben und seiner Gesundheit umging, er alles verloren hat, sich letztendlich das Leben nehmen wollte und wie hart er jetzt mit sich und anderen ins Gericht geht. Und das kuriose dabei.. er ist glücklich.
Mit seinem Buch hat er eine Therapie gefunden, um seinen Weg aus diesem selbstbestimmten Sumpf zu finden. Er ist heute stolz auf sich, das er es geschafft hat, wieder zurück ins Leben zu finden und bis heute "trocken" ist.

Ich bin mir sicher, er wird es bleiben!

Das Publikum war sehr angetan von seiner Art. Viele trauten sich Uli direkte Fragen zu stellen und beteiligten sich rege an der offenen Fragerunde.
Uli`s Botschaft an uns: nie aufgeben! alles versuchen! nicht wegzuschauen!

Eine Erkenntnis von unserem Fussballzeitreisenden Nils Schwalbe war, ich zitiere:
„Für mich stand das Pfingstwochenende unter dem Motto der großen Erkenntnis, dass man die großen Siege nicht auf den Sportplätzen dieser Welt sondern im LEBEN erringt!“

Es war wieder ein klasse Event der Fussballzeitreise und dieses mal auswärts in Gotha. Das Buch aus dem Uli lass, erschien im Oktober 2013 und hielt sich wochenlang in den Top 20 der SPIEGEL-Bestsellerlisten.
Seitdem wirbt Uli Borowka in vielen Talkshows, Lesungen und Diskussionen in Vereinen, Vollzugsanstalten, Kliniken und nun auch bei der Fussballzeitreise in Tabarz für einen schonungslosen Umgang mit der Suchterkrankung.

Die Aufarbeitung seiner Vergangenheit und die öffentliche Darstellung seiner Abhängigkeitserkrankung führten zu unzähligen positiven Reaktionen, aber auch zu zahlreichen Hilferufen von Betroffenen und deren Angehörigen.
Deshalb gründete Uli Borowka mit seiner Frau Claudia und 5 weiteren Gründungsmitgliedern den Verein „Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e.V.“.

Uli redet nicht nur, sondern er hilft. Er reicht Betroffenen die Hand, begleitet und empfielt sie in professionelle Hilfe, schenkt ihnen wieder Hoffnung, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Wir sagen Dankeschön an Uli Borowka für diesen wirklich interessanten Tag!

Text Christina Dietzel (Vorsitzende), Fotos Gabi Goldbach