Auf den Spuren der Fußball-Weltmeister, Teil 3

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Martin Röse (Schatzmeister) berichtet: 13.09.2015, Marburg: „Eintracht Legenden für Dietmar Roth“ Intro: Anfang der 1990er Jahre geschieht in Frankfurt Erstaunliches. Die heimische Eintracht, der Fußballklub „im Herzen von Europa“, schwingt sich in der Saison 1991/92 plötzlich auf und spielt Fußball von einem anderen Stern. Der „Fußball 2000“ ist geboren, wie ihn Zeitzeugen aufgrund der attraktiven und spektakulären Spielweise beschreiben. Mit Spielern wie Uwe Bein, Andreas Möller, Anthony Yeboah und Jay Jay Okocha verzaubert das Team die Fans und steht vor dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Drei Mannschaften sind vor dem letzten Spieltag punktgleich, die Eintracht hat aufgrund des besten Torverhältnisses aber einen Trumpf in der Hand. Und zum Saisonfinale tritt man beim bereits als Absteiger feststehenden FC Hansa Rostock an. Der Sekt ist kaltgestellt, die Meister T-Shirts gedruckt, alles vorbereitet für die Party, den ersten Meistertitel seit 1959, damals noch mit Alfred Pfaff, Weltmeister 1954. Eintracht hatte eine außergewöhnliche Saison gespielt. Der Titel hätte diese Zeit gekrönt. Es kam bekanntlich anders. Im wohl dramatischsten Finale aller Zeiten durfte am Ende der VfB Stuttgart jubeln. Der damalige Trainer Dragoslav „Stepi“ Stepanovic, mittlerweile Vereinslegende der Eintracht, bringt es mit seinem trockenen Spruch „Lebbe geht weiter“ zwar auf den Punkt. Viele Spieler und Fans brauchen aber deutlich länger, um mit dieser harten Niederlage umzugehen. Viele der Legenden meiner Kindheit, die dem „Fußball 2000“ Team angehörten, trafen sich Mitte September im Georg-Gaßmann-Stadion zu Marburg. Und das hatte einen wichtigen, ehrlicherweise traurigen Hintergrund. Unter der Überschrift „Legenden für Dietmar Roth“ sollte der Ball rollen. Dietmar Roth ist mir als Spieler der wahrscheinlich besten Eintracht-Mannschaft noch sehr gut bekannt. Er war ein robuster Innenverteidiger, der für Stabilität in der Abwehr sorgte. So spielte er 10 Jahre beim Verein und machte sich dort einen Namen. 1988 errang er mit dem Team den DFB-Pokal. Der Eintracht blieb er auch nach seiner aktiven Karriere verbunden.

Dietmar Roth u. Alexander Meier Dann im August 2013 ein Schicksalsschlag: Dietmar Roth erleidet einen Schlaganfall und schwebt danach in Lebensgefahr. Er wird in ein künstliches Koma versetzt und mehrfach am Kopf operiert. Heute ist er halbseitig gelähmt und muss mühselig wieder sprechen lernen. Die Reha-Maßnahmen sind teuer und werden zur finanziellen Belastung für die Familie. Um zu helfen, organisieren Freunde das Spiel der Eintracht Legenden gegen ein Bundesliga All Star Team. Auch die Fussballzeitreise ist dabei. An diesem Wochenende fand unser Vereinsausflug nach Kaiserslautern statt. Wir waren auf den Spuren der 54er Weltmeister unterwegs, dem eigentlichen Ursprung der Fussballzeitreise. Es wird ein sehr aufregendes und erlebnisreiches Wochenende: wir treffen Horst Eckel, einen Weltmeister von 1954, sehen ein Spiel des 1.FCK auf dem Betzenberg und besuchen das Fritz Walter Museum. Es sind unheimlich viele Eindrücke, die uns wohl immer in Erinnerung bleiben werden.

Auf der Rückfahrt dann der Zwischenstopp in Marburg. Ich komme von Frankfurt aus dazu. Im Marburger Georg-Gaßmann-Stadion wird einiges geboten.

Moderator Henni Nachtsheim, bekannt aus dem Komiker-Duo Badesalz, sorgt für Entertainment.

Im Bundesliga All Star Team entdecken wir viele Weltmeister von 1990: Guido Buchwald, Thomas Häßler, Pierre Littbarski, Frank Mill und Rudi Völler, der das Team coacht. Daneben sitzt auch Diego Maradona als Trainer auf der Bank. Diego Maradona? Okay, nicht der echte, aber ein zum verwechseln ähnliches Double mit Anzug und Zigarre.

Auch das Eintracht Team muss sich von den Namen her nicht verstecken: Spieler wie Maurizio Gaudino, Uwe Bindewald, Alexander Schur, Oka Nikolov und Ralf Weber lassen Fans mit der Zunge schnalzen. Selbst Jay Jay Okocha ist angereist.

Etwas Besonderes ist auch der Auftritt von „Fußballgott“ Alex Meier (AMFG14), der zusammen mit Dietmar Roth den Ehrenanstoß zum Spiel durchführt. Emotional wird es, als Dietmar Roth im Rollstuhl an der Tribüne vorbeikommt, geschoben von seiner Frau. Die gesamte Tribüne erhebt sich respektvoll und applaudiert Dietmar minutenlang. Ein bewegender Moment. Tränen fließen bei Dietmar, Gefühle bahnen sich ihren Weg. Es ist ein Wiedersehen mit Freunden. Die Fußball Gemeinde ist letztendlich doch eine große Familie und hält zusammen. Viele Zuschauer haben den Weg ins Marburger Fußballstadion gefunden. Die Tribüne ist gut gefüllt, so dass wohl ein stattlicher Betrag als Spende zusammenkommt.

Die Jungs haben ihre brillante Technik nicht verlernt und zeigen im Spiel einige Kabinettstückchen, auch wenn das Tempo vielleicht nicht mehr ganz so hoch ist. Aber es geht hin und her, viele Tore, Schmankerl, die das Fußballherz höher schlagen lassen. Am Ende steht ein standesgemäßes 8:8 zu Buche. Aber das Spielergebnis ist heute nicht so wichtig. Was zählt, ist dieser tolle Rahmen zugunsten eines ehemaligen Mannschaftskameraden, der Hilfe gebrauchen kann.

Andy Möller hat sich sehr stark bei der Organisation des Events engagiert. Er ist Dietmar Roth noch sehr verbunden. Schön, dass Freundschaften nicht nur auf dem Platz etwas wert sind, sondern auch Jahrzehnte nach dem aktiven Leistungssport noch Bestand haben. Hoffentlich tragen die zusammen gekommenen Mittel dazu bei, dass es für Dietmar Roth aufwärts geht. Ein sympathischer Zeitgenosse wie er hat es wirklich verdient. Gute Besserung, Dietmar! Auch die Fussballzeitreise geht natürlich weiter. Erst einmal haben wir mit unserem Besuch und den gezahlten Eintrittsgeldern einen wertvollen Beitrag geleistet. Außerdem konnten Kontakte geknüpft und vertieft werden.

Ein „alter Bekannter“ ist heute auch dabei: Norbert Nachtweih, Gast unserer letzten Talkrunde in Tabarz. Mit ihm treffen wir uns noch auf ein Bierchen und tauschen Geschichten aus. So kann es weitergehen: „...und vor uns liegt die Zukunft“